Meine komische Strickjacke und das von dem bisherigen Besitz derer abgeleitete Bekleidungstheoretische und meine Freundinnen
Das ist meine komische Strickjacke. Die habe ich gekauft, als ich noch in Japan studiert habe. Eines warmen Tages irgendwo im 3. Semester habe ich spontan die Uni geschwänzt und bin in die Stadt gefahren, 30 Minuten mit der Regionalbahn von der Uni-Stadt entfernt und mit mehr Einkaufs- und Kinomöglichkeiten. Im 3. und 4. Semester habe ich es schon öfters gemacht. Alle anderen Studenten waren besser als ich. Ich war zutiefst demotiviert, wollte trotzdem irgendwas Bedeutendes sein.
In einem kleinen Einkaufszentrum bummelnd habe ich diese Jacke gefunden. Die ist eine Zusammensetzung aus einem alten Adidas-Kleidungsstück als Vorderseite und grauen gestrickten Ärmeln und Rückenteil. Die stammt von einem vermutlich kleinen Hersteller, der lauter solche lustigen Teile machte. Sie war ein Einzelstück. Im naiven Glauben, Einzelstücke würden deren Träger einzigartig machen, habe ich sie gekauft. Es war viel Geld. Das Geld habe ich verdient durch die Arbeit als studentische Nachhilfslehrerin, allerdings keine gute.
Heutzutage denke ich, dass die Einzigartigkeit eines Menschen nicht in seiner Kleidung, sondern in seinen Worten liegt. Alles muss einmal durch seinen Kopf laufen und erst danach raus in die Welt geschossen werden. Das ist reine Kopfarbeit. Was ich eigentlich gut hätte gebrauchen können, war gerade das Studium, was ich durch und durch versäumte.
Wer trotzdem durch sein Äußeres seine Einzigartigkeit behaupten möchte, möge darauf achten, wie er seine Kleidungsstücke kombiniert. Alle Farben, Formen und Schnitte müssen einmal seinen Kopf durchlaufen und in die Welt geschossen werden. Das sind meine Worte.
Es hat sich leider im Laufe der Zeit herausgestellt, dass ich diese Jacke nicht so oft getragen habe. Es liegt daran, dass diese Jacke, wegen den engen Ärmeln, die auch noch ziemlich dünn im Stoff sind, mir nicht viele Kombinationsmöglichkeiten erlaubt hat. Trotzdem trägt sie gute Erinnerungen mit sich. Meine Freundinnen haben mich immer durchaus als Die mit ausgefallenen Klamotten erkannt und gemocht. Diese Mädels kennengelernt zu haben ist einzigartig.