"United I stand"
Videoinstallation in Oakland Art Gallery, anlässlich des Projektes »Elsewhere«
ca. 2 x 2-3 m. Mein Körper wird überlebensgroß auf eine Wandfläche projiziert. Die zwei Körperhälften sind jedoch durch einen schmalen Abstand voneinander getrennt. Der Körper selbst bewegt sich kaum, er schwankt nur etwas hin und her beim Atmen, neigt sich manchmal auf die eine, dann wieder auf die andere Seite, während beide Körperhälften sich zunehmend auseinander bewegen, um Stück für Stück eine Bombe zum Vorschein kommen zu lassen. Nach einer Weile bewegen sich beide Körperhälften wieder aufeinander zu, bis sie sich zu einem Teil zusammenfügen.
Auf den beiden Hälften sind in Stirnhöhe kleine Monitore angebracht, in denen Filme über Mutter und Vater zu sehen sind.
United I stand ist eine Arbeit, die politische, historische Aspekte mit persönlichen verbindet. Ein Satz, den man in den USA nach den Anschlag auf das WTC oft gehört hatte und der mir wie ein Ohrwurm nicht aus dem Kopf ging, war »United we stand«.
Was bedeutet das? Wir stehen vereinigt in patriotischem Zusammenhalt!?
Für was und für wen ?
Wie kann ich dieses Gemeinschaftsgefühl nachempfinden?
Mir, als in Deutschland geborener Person, mit meiner Erziehung und mit meinem Umfeld, ist es fremd, unheimlich und kritiklos. Es wirkt auf mich gefährlich und abstoßend.
Warum diese starken Gefühle dagegen? Aus der deutschen Geschichte abgeleitete Ängste?
Sicherlich auch, von »United we stand« zu einem kritiklosen Mob erscheint mir der Weg nicht sehr weit.
Aber warum kommen diese Gefühle, wenn der Patriotismus sich in den USA zeigt und nicht, wenn er in England, Frankreich, Russland oder irgendwo sonst auf der Welt erkennbar wird?
Hier treffe ich auf den persönlichen Aspekt für diese Arbeit. Ich merke eine irrationale Wut auf den Teil von mir, der von meinem Vater stammt, der mich nicht als Teil von »United we stand« aufnehmen und akzeptieren will.
Mein Vater war ein GI aus Texas, an der mexikanischen Grenze, meine Mutter ist eine Deutsche aus dem Saarland, an der französischen Grenze. Er ging, gab eine falsche Adresse an, und meine Mutter und ich blieben zurück.
In den Zellen, in jeder einzelnen Zelle, vereine ich in mir - zwei Länder, zwei Kontinente, zwei Menschen. Ich teile meine Geschichte mit einer ganzen Reihe Menschen hier in Deutschland, in Vietnam, Korea, alles Plätze wo mein Vater auch eingesetzt wurde… Wir waren die Kinder der Besatzungsmacht, des Feindes. -Dinge, die heute nicht mehr wichtig erscheinen, aber zur Zeit meiner Kindheit Grundlage einer unglaublichen Ausgrenzung waren.
Durch meine Gedanken führt ein Grenzzaun.
Es tobt ein Krieg auf beiden Seiten - ich gegen mich. Die europäische Seite, der ich mich eher zugehörig fühle, ist die »Gute«, die mir einen Platz und eine Heimat gab, eine Heimat voller Vorurteile, versteckter Andeutungen und Ablehnung, aber eine zu der ich immerhin gehören durfte. Die andere Seite ist die »böse« Seite, die mich ablehnt, nicht will, mich betrogen hat, deren Nationalität ich nicht haben durfte, mit der ich nicht vereint stehen kann. Dieser mentale und reale Ort USA war für mich auch ein Ort großer Sehnsüchte, voller Versprechungen, gefüllt mit einer mir unbekannten möglichen Heimat, gefüllt mit Familie, mit einem Vater ... wenn er mich doch nur kennen lernte ... dann wäre alles anders ... dann wäre ich vereint ... zu Hause in mir ...
Aber die Ignoranz, die Überheblichkeit waren wohl größer und meine Wut brandet selbst heute noch auf - das Unverständnis der anderen Seite ebenso ... United I stand (Vereint stehe ich), zumindest in meiner Körperstruktur, aber durch mich durch führt ein Graben, »the gap«.
Ich untersuche beide Teile.
Ich lasse sie auseinander gleiten, sich wieder annähern, sich zusammenfügen, um sich wieder zu entfernen und eine Bombe zu entblößen.