Der perfekte (T)raum - Glaube, Liebe, Hoffnung I
In dem von mir durchgeführten künstlerischen Projekt plante ich ursprünglich, gemeinsam mit den Teilnehmern aus der JVA, mittels traditioneller künstlerischer Techniken und Video den „Perfekten (T)raum“ zu erforschen und in Form einer Wandinstallation umzusetzen. Ich schlug vor, dass die Teilnehmer versuchen, sich eine Umgebung, eine Zukunft, einen Lebens- und Beschäftigungsraum vorzustellen. Es soll ihr (T)raum sein, in dem sie sich gerne wiederfinden mochten. Ein (T)raum, in dem sie auf Null stellen und ihr Leben neu beginnen können. Dies konnte die perfekte Heimat mit Frau, Kind und Haus sein, berufliche Träume, Reisen, Religion, oder völlig utopische Traumgebilde.
Die zu diesen Träumen gehörenden Bestandteile erarbeitete ich mit den Teilnehmern zeichnerisch und malerisch. Wir stellten Skizzen her und versuchten, die Gedanken schriftlich darzulegen. Ein Hauptelement des Projektes sollten jedoch die Videoarbeiten sein.
Dabei stellte ich mir ein auf der vorhergehenden schriftlichen und bildnerischen Arbeit aufbauendes kurzes Statement vor. Darin erläutert jeder Teilnehmer seine Gedanken und Vorstellungen zum Thema (T)raum. Mein Plan war, dass jeder am Projekt Beteiligte mich mit der Kamera in die Außenwelt schickt um die Orte, Landschaften und Ereignisse zu filmen, die er in seinen perfekten (T)raum einbauen möchte.
Meine Rolle in dem Projekt war die eines „Fernrohres“, einer Sehhilfe von und für Menschen, denen es momentan nicht möglich ist, sich aus ihrem direkten Umfeld zu entfernen.
Ein weiteres Ziel des Projektes war, den Teilnehmern Videoschnitttechniken beizubringen und mit ihnen gemeinsam ihre Filme zu erarbeiten. Ich stellte mir vor, dass man jeden Mitwirkenden in seinen Film, etwa durch einen sogenannten Bluebox-Effekt einbauen könnte. Ebenso wäre es möglich, dass die Szenen in Kurzinterviews von ihren Autoren kommentiert werden, oder sie als agierende Darsteller in von mir gefilmten Szenen zu sehen sind. Ich hätte gerne das aktuelle Lebensumfeld der Mitwirkenden als Präsentations- und Ausstellungsraum für die fertige Arbeit mit den Bildern, Skizzen und den Videos gewählt, so dass der Alltag von dem perfekten (T)raum überlagert wird.
Anmerkung:
Aus organisatorischen und sicherheitstechnischen Gründen war es nicht möglich Videoarbeiten in das Projekt einzubinden. Wir griffen aus diesen Gründen ganz auf traditionelle Medien zurück. Die Visionen, Hoffnungen und Träume wurden von den Insassen malerisch und zeichnerisch aufgebracht. Jeder Teilnehmer ist auch in irgendeiner Form persönlich als Portrait in die Arbeit integriert, teilweise mit dem Gesicht, Körper, oder einem Körperteil. Die Arbeit besteht aus 12 1,50m breiten aneinandergefügten MDF-Platten, die im Flur gegenüber der Malerwerkstatt der JVA Saarbrücken angebracht sind.